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Transnistrien – Der Abgrund zwischen der Ukraine und uns

19. Oktober 2022

von Selina Hintz

In der Ukraine herrscht Krieg. Menschen flüchten. Sanktionen werden verhängt. Europa sorgt sich. 

Laut Berichten flüchten Ukrainer:innen unter anderem in die Republik Moldau. Doch zwischen der Republik Moldau und der Ukraine liegt ein Landstreifen über den nicht geredet wird. Transnistiren. Wir wollen das Land aus dem Schatten ziehen und euch näher bringen wie es ist, wenn Chancen und Perspektiven nicht zerstört werden sondern nicht einmal entstehen können.

Habt ihr schonmal was von Transnistrien gehört? Stimmt gerne ab!

Transnistrien wird als „postsowjetisches De-facto-Regime“ definiert. Doch was steckt hinter diesem Begriff?

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gliederte sich das damals noch vereinte Land Moldawien in den pro-europäischen Teil, welcher später zur Republik Moldau wurde. Östlich des Flusses „Dnestr“ findet man eine überwiegend pro-russische Bevölkerung vor. 

Dieser Interessenkonflikt löste einen Bürger:innenkrieg aus. Familien haben gegeneinander kämpfen müssen, weil sie auf verschiedenen Seiten des Flusses lebten. Das Land wurde gewaltsam geteilt und Transnistiren spaltete sich ab. 

Völkerrechtlich gehört Transnistrien zu Moldau, denn weder die EU noch Russland will es als eigenständiges Land anerkennen. Es hat eine eigene Währung und der Pass der Einwohner:innen ist lediglich innerhalb der Grenzen gültig. Tourist:innen wird die Einreise erschwert.Es ist abgekapselt und isoliert.

Wie also geht es den Menschen unter diesen Umständen?

„Sheriff“ ist das Land und herrscht über das Land. Nicht etwa die Sheriffs aus dem Wilden Westen, die für Recht und Ordnung sorgen sollen. Nein, hierbei handelt es sich um ein politisches und wirtschaftliches Monopol. Ein einstiges Unternehmen hat eine solche Macht gewonnen, dass Tankstellen, Supermärkte, der Fußballverein, Autohäuser, der Zoll und alles sonst Erdenkliche diesem einen Unternehmen unterliegt und davon geführt werden. Es gibt eine Regierung, doch diese wird von „Sheriff“ unterstützt, beziehungsweise von „Sheriff“-nahen Persönlichkeiten besetzt.

Zusätzlich abhängig ist Transnistiren von dem strategischen Machtspiel Russlands. 

Russland möchte Transnistiren nicht anerkennen, doch durch finanzielle Hilfen wird dafür gesorgt, dass die pro-russische Einstellung der Bevölkerung aufrecht gehalten wird. Renten werden teilweise bezahlt und Rohstoffe werden für einen vergleichsweise billigen Preis verkauft. 

Früher oder später wird wohl die Hand Russlands durchgreifen. Im Rahmen des aktuellen Konfliktes wurde diese Möglichkeit auch in deutschen Medien debattiert, beziehungsweise der Name Transnistiren ab und an immerhin erwähnt. 

Die Einstellung der Menschen ist generationenabhängig.

Diejenigen, die zu Zeiten der Sowjetunion gelebt haben, sehnen sich danach. Damals soll durch Felder und Tiere immerhin die eigene Existenz gesichert gewesen sein. Heute arbeiten Familienmitglieder im Ausland und schicken Geld oder Kleidung an Alte und Kinder, die das Land nicht mehr oder noch nicht verlassen können.

Die Menschen, die von Transnistiren nach Deutschland kommen, arbeiten entweder schwarz, unterbezahlt oder in körperlich anstrengenden Jobs. Im schlimmsten Fall, und dieser tritt nicht selten ein, werden diese drei Komponenten in einem Beruf vereint. Entweder fehlt ihnen die Bildung im Allgemeinen, oder Diplome und Nachweise werden hierzulande nicht anerkannt.

Bildung in Transnistrien hat eine völlig andere Form als bei uns. Es wird studiert, gelernt und gearbeitet. Das alles mit einem gemeinsamen Ziel: Transnistiren verlassen.Weg von Armut und Unterdrückung. Raus aus dem schwarzen Loch.

Quellenverzeichnis:

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/moldau-node/transnistrien-konflikt/2138338

https://www.bpb.de/themen/europa/russland-analysen/nr-394/322085/analyse-postsowjetische-de-facto-regime/

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