Arielle ist schwarz! Was für eine Nachricht. Und das so kurz, nachdem es in Peppa Pig ein lesbisches Elternpaar gab. Kommt endlich mehr Diversität in die Medien? Warum solche Repräsentation wichtig ist.
Kommentar von Laura Sauer

https://www.instagram.com/reel/CieGYqpJGAU/
Habt ihr auch schon Reaktionsvideos von Schwarzen Kindern und Kindern of Colour auf den neuen Arielle-Film gesehen? Wenn nicht, könnt ihr hier eins sehen: “She’s Brown like me”.
Das gehört definitiv zu den schönsten Dingen, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Es zeigt mal wieder, wie wichtig Repräsentation marginalisierter Gruppen ist. Nicht nur, aber vor allem für die Kinder, die diesen Gruppen angehören.
Warum ist das aktuelle Angebot an Kinderbücher
und -filmen nicht ausreichend?
Viele kleine Mädchen träumen davon, einmal Prinzessin zu sein, viele kleine Jungen wollen Ritter werden. Aber was ist mit den Mädchen, die lieber Ritterin sein wollen? Und mit den Jungen, die lieber Prinz:essin sein wollen? Was ist mit BIPOC-Kindern? Was mit Kindern mit Behinderung? Woher sollen diese ihre Träume nehmen, wenn es für sie keine oder kaum Repräsentation gibt. Natürlich kann man jetzt sagen, dass weder das Weiße, nicht-behinderte Mädchen, noch der Schwarze Junge später Prinz:essin werden, aber es geht ja nicht nur um diesen etwas speziellen Berufswunsch. Auch bei reellen Berufen finden sich fast nur Weiße, cis-hetero, nicht-behinderte, normschöne Menschen. Plus veraltete Geschlechterverhältnisse. Nicht gerade förderlich, um etablierte patriarchale, kolonialistische… Systeme zu durchbrechen. Um mehr Frauen in Berufe wie Ärztin, Anwältin oder Pilotin zu gewinnen, muss man früh damit anfangen, ihnen zu zeigen, dass sie das können.
Aus genau diesem Grund ist es auch für Kinder, die keinen marginalisierten Gruppen angehören, wichtig, dass Bücher und Filme die Welt zeigen wie sie ist: bunt! Es ist wichtig, dass Kinder auch sehen, dass es zum Beispiel Kinder mit zwei Mütter oder zwei Väter gibt. Dass es Kinder gibt, die anderen Religionen angehören und deshalb vielleicht auch z.B. ein Hijab oder eine Kippa tragen. Kinder verstehen nicht, dass es auf der Welt viel mehr gibt, als sie sehen und kennen (unter uns, viele Erwachsene auch nicht). Deshalb sollten sie die Welt möglichst vielfältig gezeigt bekommen, um zu verstehen, dass sie es ist.
Was läuft bisher falsch?
Nehmen wir als Beispiel mal die queere Repräsentation im deutschen Fernsehen. Ca. 11% der Menschen sind nicht heterosexuell, sondern z.B. schwul, lesbisch, bisexuell oder polysexuell. Laut einer Studie der Universität Rostock sind es im deutschen Fernsehen aber gerade mal 2,2% der Charaktere. Selbst Netflix, das ja immer wieder mit queeren Geschichten Erfolge feiert, zuletzt mit der Serie Heartstopper über die Liebesgeschichte von Nick und Charlie, sind nur 9% der Charaktere nicht hetero.
Dazu kommt, dass die wenigen queeren oft außer ihrer Queerness keinerlei oder kaum Charaktereigenschaften haben und sich ihr Leben und ihre Geschichte quasi nur darum dreht. Natürlich haben Quting- und Selbstfindungsfilme jede Daseinsberechtigung, aber warum kann es zum Beispiel nicht mehr queere Superhelden geben. Hat Phastos Homosexualität irgendwas an der Handlung von Eternals zerstört?
Was für ein Problem haben die Menschen eigentlich?
Nein, natürlich nicht. Genauso wenig wie Halle Baileys Hautfarbe den Arielle Film zerstören wird. Trotzdem trendete in den letzten Tagen #notmyariel auf Twitter. Menschen beschweren sich darüber, dass es eine Schwarze Meerjungfrau unrealistisch sei. Damit haben sie natürlich vollkommen recht, aber vielleicht sollte ihnen mal jemand den Tipp geben, dass es nicht an der Hautfarbe liegt. Auf YouTube hat der Teaser zeitweise dreimal so viele Dislikes wie Likes.
Und so ergeht es eigentlich jedem Versuch, mehr Diversität in die Medien zu bringen. Als in einer Peppa Pig Folge eine kleiner Bär zwei Mütter hat, kochen die vermeintlichen Kinderschützer komplett über. Wie können man Kinder nur so indoktrinieren! Alter, wir reden hier über zwei EISBÄREN!
All diese Shitstorms erschweren die Entwicklung von Diversität. Obwohl sie so wichtig wäre.
Wenn ihr euch also das nächste Mal fragt, ob so viel Diversität in Filmen nötig ist oder gar ob das nicht zu viel ist (wenn das überhaupt möglich ist), dann denkt an all die Kinder, die vielleicht zum ersten Mal jemanden sehen, der so ist wie sie.
0 Kommentare