Aus der am 28.10.2021 veröffentlichten Übersicht vom europäischen Statistikamt Eurostat geht hervor, dass jedes vierte Kind in Europa von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht ist [1]. Dass dies kein neu auftretendes Problem ist, mag jedem bewusst sein. Doch warum fällt es dann unserer Bundesregierung so schwer, ein so präsentes Problem nicht nachhaltig zu lösen?
von Paula Weber
Schon seit Jahren bleibt der Bundesregierung die Beseitigung von Kinderarmut ein unlösbares Problem, genauso lange bestehen aber auch Maßnahmen, diese zu mindern. Armut ist ein von Grund auf wachsendes Problem. Schon in der Schule haben von Armut betroffene Kinder oft schlechtere Chancen und können sich als Erwachsene nur noch schwer aus der Armut befreien. Deshalb versucht die Bundesregierung erst einmal der Familie zu helfen und bietet den Eltern die Möglichkeit ihre Kinder durch staatliche Hilfsgelder zu unterstützen. Dieser Grundsatz ist im Prinzip nicht schlecht, dennoch werden Kinder und Jugendliche durch diesen Weg der Unterstützung, immer mehr von ihren Eltern abhängig. Der Teufelskreis ist damit undurchdringlich.
Auch der Wechsel des sozialen Milieus wird den Kindern dadurch immer schwerer gemacht. Die Schule ist dabei ein großer Brennpunkt. Sie ist der Ort wo soziale Ausgrenzung passieren kann. Man wird exkludiert weil man nicht die neusten Sneaker hat, lediglich abgetragene Klamotten trägt oder nicht das aktuellste Smartphone besitzt. Vor allem in der Corona- Pandemie und im Lockdown wurden die großen Disparitäten der jungen Gesellschaft sichtlich gemacht. Entweder hatte man einen Zugriff zu Internet und digitalen Geräten oder nicht und dann musste man sich selbst um seine Bildung und Zukunft sorgen.
„Kinderarmut ist in Deutschland ein Dauerzustand. Wer einmal arm ist, bleibt lange arm. Zu wenige Familien können sich aus Armut befreien.“
– Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung [4]
Zwar gibt es theoretisch sehr viele Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung, doch diese greifen offensichtlich nicht wirklich ein. Dieses Empfinden verspürt man nicht nur bei diesem Themenbereich, sondern bei jedem anderen auch. Egal ob große Themen wie Klimaschutz, die Flüchtlingskrise oder eben die nachhaltige Beseitigung von (Kinder-) Armut, es scheint immer so als könne die Regierung ihre Ziele nicht erreichen und Versprechen nicht einhalten. Lange bürokratische Prozesse schrecken eher zurück als zu fördern und distanzieren die Bürger*innen von politischer Teilhabe. Stichpunkt Politikverdrossenheit.
Einige Maßnahmen, die den Anschein erwecken, nachhaltig zu helfen, sind direkte Hilfsangebote von staatlich finanzierten Hilfsorganisationen wie „Die Arche“ oder „Kinderarmut in Deutschland e. V.“. Diese können durch ihre Einrichtungen aktiv vor Ort den Kindern zusätzliche Freizeitangebote und einen Ort des sozialen Miteinanders bieten. Zudem wird den Kindern und Jugendlichen dort ermöglicht, ein schulunabhängiges Förderprogramm wie Nachhilfe zu erhalten. Aus diesen Gründen geht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein großer Teil der Bevölkerung davon aus, die Bundesregierung hätte dieses weitreichende Problem unter Kontrolle, doch die tatsächlichen Zahlen erschrecken immer wieder.
Die vielen Maßnahmen und Versprechen der Bundesregierung trüben den Schein und die Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema geht verloren. Klar, dass die Regierung nicht gerne auf ihre Fehler aufmerksam macht und sich selbst rügt. Genau aus diesem Grund erscheint es umso wichtiger, in der Gesellschaft ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen, um aus der Masse heraus Anforderungen an die Bundesund Landesregierungen zu erheben!
Quellen
[1] https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/products-datasets/product?code=tespm040
[2] https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/familienleistungen-1712524
[3] https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/vernachlaessigte-kinder-pandemie-102.html
[5] https://die-arche.de/ZZ-Alt/finanzierung.php
Alle zuletzt aufgerufen am 15.11.2021
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